Die Gemeinde Ostseebad Göhren vereinbarte im Jahr 2016 mit dem Förderverein der Mönchguter Museen e.V. die Betreibung des Museums „Rookhus“. Auch in dieser Saison öffnen die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins jeden Mittwochnachmittag wieder diesen Teil der Mönchguter Museen für Besucher.
Das Rookhus in der Thiessower-Straße im Ostseebad Göhren stellt heute eine architektonische Seltenheit im gesamten norddeutschen Küstenland dar. Es wurde um 1700 errichtet und zeigt bis heute seine originale Form als Lehmfachwerkhaus. Das weit heruntergezogene Rohrdach erinnert an einen Zuckerhut und hat keinen Schornstein. Der Rauch des offenen Herdes und des angeschlossenen Kachelofens entwich durch ein klug erdachtes und wohl immer gut funktionierendes Abzugssystem:
- durch Rauchlöcher in den Wänden
- die beiden Uhlenlöcher oben in den spitz zulaufenden Giebelbrettern
Zusätzlich wurde in der milden Jahreszeit der obere Teil des Dielentores („Babenheck“) geöffnet. Der Kachelofen stand in der „Döns“ und wurde vom Herd der daneben liegenden Küche beheizt. Die Stube war der einzige rauchfreie Raum im gesamten Haus.
Die Döns ist das originale Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer der Mönchguter Fischerbauern aus der Zeit um 1800 mit lehmgestampftem Boden und einfachstem Mobiliar. Die Enge der Stube hat auch entscheidenden Einfluss auf die Konstruktion des Bettes: Das kastenartige Bett, welches für Mann und Frau bestimmt war, stand immer mit der Langseite an der Wand und wurde abends ausgezogen. Auch dann war es nur so lang, dass die Eheleute halb im Sitzen schliefen. Dies hatte auch mit dem Aberglauben zu tun, dass im Liegen böse Geister kommen könnten. Hinzu kam die Schlafbank – tagsüber ein Sitzmöbel, deren Deckel abends hochgeklappt wurde und der Kasten wie eine Lade herausgezogen wurde. Hierin lagen Stroh und Betten, und sie diente als Schlafstelle für die Kinder, wenn diese der Wiege entwachsen waren. Diese Möbel kennt man auch in Südschweden als „dragfänger“ und „dragsoffa“. Man kann also davon ausgehen, dass man es hier mit skandinavischem Einfluss aus der Zeit von Schwedisch – Pommern zu tun hat.
Vor dem Kastenbett steht ein einfacher kleiner Tisch. Unter der Tischplatte waren Lederösen angebracht, in denen die Holzlöffel für die Mahlzeiten befestigt waren. Die Größe des Tisches reichte auch bei großen Familien aus, da die Kinder bis zur Einsegnung beim Essen stehen mussten, und alle meist aus einer großen Schüssel aßen.
Neben der Döns befindet sich die Küche, ein kleiner niedriger Raum, der den aus Feldsteinen gesetzten Ofen und die allernötigsten Küchengeräte beherbergt. Über dem Herd auf dem Boden war ein sogenannter Funkenfang angebracht, um das Dach zu schützen.
Neben der Küche befindet sich die kleine Werkstatt des Bauern und Fischers, „Haubuß“ genannt. Hier hatte er seine Werkzeuge und konnte seine Arbeitsgeräte selbst anfertigen oder reparieren. In die Wand vor dem Haubuß ist ein Wandschrank eingelassen, der als Vorratsschrank für Brot, Backobst, gepökeltes Fleisch und gesalzenen Fisch diente. In Tongefäßen wurden viele Lebensmittel konserviert und für die Winterzeit haltbar gemacht. Neben der kleinen Werkstatt befindet sich die Gesindekammer für Magd oder Knecht und für die Kinder, wenn sie eingesegnet waren. Bis dahin schliefen sie mit den Eltern im Bett in der Döns.
Im hinteren Bereich des Hauses befinden sich die Ställe. Mensch und Tier lebten im Rookhus unter einem Dach. Heute kaum mehr vorstellbar, dienten die Tiere auch als zusätzliche Heizung.
Der Mittelpunkt des Hauses war jedoch die große Diele – vorn mit dem großen Eingangstor und hinten mit der „Achterdör“. Die Diele war der Mittelpunkt des familiären Lebens. Sie war Arbeits- und Festraum, hier wurde das Getreide gedroschen, der Flachs gebrochen, Seile hergestellt, aber auch getanzt und gefeiert. Schon immer standen hier die Runddeckeltruhen, in denen die Frauen das selbstgesponnene Leinen, sowie ihre Tracht aufbewahrten, und die Laden mit flachem Deckel für die Männerkleidung. Angrenzend an die Diele befindet sich die „Lucht“ – der offene Wohnbereich für die Sommermonate.
Besondere Beachtung fand auf Mönchgut der Bauerngarten vor bzw. hinter dem Haus. Auch das Rookhus hat einen kleinen Bauerngarten vor seinem Eingangstor. Dieser wird in den kommenden Wochen durch den Förderverein und der Baumschule Putbus wieder im Originalzustand hergerichtet. Viele kleine Beete mit Buchsbaum eingefasst und blühende Blumen in wilder Pracht kennzeichnen dieses früher typische Kleinod. – Vielleicht ist diese Pracht schon in diesem Sommer wieder zu bestaunen und wir haben dem geneigten Leser Appetit auf einen Besuch bei uns im Rookhus gemacht. Geöffnet ist es jeden Mittwoch von 14 – 17 Uhr und jeden Freitag von 10 bis 16 Uhr.
Quellen: Fritz Adler, Mönchgut, 1936
Karl Baumgarten, Das Bauernhaus in Mecklenburg, 1965
Prospekt Rookhus, Mönchguter Museen